Joigny 30.5.-6.6.2016

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« J'ai jamais vu l'Yonne si haute » ... war einer der am meist gehörten Sätze der Franzosen, aber auch der diesjährige Austausch war « à sa hauteur ».


Montagmorgen ging es für 49 Schülerinnen und Schüler begleitet von Frau Rilk, Herrn Gallinger und Herrn Schlupkothen nach Frankreich in unsere Partnerstadt Joigny. Schon bei der Abfahrt war das Wetter wichtiges Thema und spätestens die ersten großen Pfützen auf den französischen Landstraßen ließen erahnen, was uns die Woche noch erwarten könnte ...
Nach einem ersten Abend in den Familien trafen wir uns am Dienstag an den jeweiligen Schulen (Collège Marie Noël und Lycée Louis Davier), um dort von den Schulleitungen begrüßt zu werden. Dabei wurden uns auch die Schulgebäude und das Schulsystem von den Austauschschülern vorgestellt. Besonders interessant für unsere Schüler waren die Schulkantine, die salle de permanence und die präsenten „Ordner", denen man schon beim Betreten der Schule ein „Heftchen" vorzeigen musste.
Monsieur Blondot, proviseur du collège, betonte in seiner kleinen Ansprache, wie wichtig er den Austausch europäischer Länder findet, welches die ganze Woche über mit einer deutschen, französischen und europäischen Flagge über dem Verwaltungsgebäude gezeigt werden sollte. Auch nahm er vorweg, was die Schüler über die Woche alles erleben werden sollten und ihm fielen dabei immer wieder Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich auf: Kurz vor unserem Austausch gedachten viele Menschen der Schlacht von Verdun vor hundert Jahren, Versailles – der Ort, an dem sich König Wilhelm zum Kaiser ausrufen lies und der Versailler Vertrag unterzeichnet wurde, Troyes – kulturelles und historisches Zentrum der Champagne, in dessen Nähe vereinte europäische Truppen den Ansturm der Hunnen zurückdrängten, Vézelay – religiöses Zentrum in der Bourgogne, wo sich europäische Pilgerwege nach Santiago de Compostela bündeln und wo im Mittelalter der 2. Kreuzzug ausgerufen und der 3. Kreuzzug mit dem Zusammentreffen europäischer Könige gestartet wurde ... und falls den Schülerinnen und Schülern dann immer noch nicht klar geworden ist, wie interessant die europäische Geschichte und wie wichtig der deutsch-französische Austausch ist, konnten sie anschließend beim Empfang im Rathaus den Worten des Bürgermeisters, der alle Schülerinnen und Schüler in Joigny herzlich begrüßt hat, des Verantwortlichen für internationale Beziehungen, des Vorsitzenden des Freundschaftskreis Mayen-Joigny und Herrn Schlupkothen folgen, die alle noch einmal die Wichtigkeit von Austausch und von der Festigung europäischer Beziehungen betonten.
Nach Keks und Saft entdeckten die Schülerinnen und Schüler in einer Stadtführung die wichtigsten und schönen Ecken Joignys und jetzt wissen auch alle, dass in der „rue de la Tuerie" wohl gar nichts Schlimmes passiert ist und warum es Neubauten in der Altstadt gibt. Nachmittags mussten die Kenntnisse über die Stadt und die französische Sprache bei einer Stadtrallye angewandt werden. Frau Rilk konnte sich im Anschluss über viele Rosen freuen. Und natürlich alles im Regen und kühlen 11 Grad.
Mittwoch stand zunächst der deutsch-französische Ausflug auf dem Programm. Leider musste auf Grund der Niederschläge die Kanutour abgesagt werden, da der ruhige, kleine Fluss ganze Dörfer überflutet hatte und zu einem Wildwasserstrom angewachsen war. So sind wir nach der Besichtigung Vézelays mit der imposanten Basilika und grandioser Aussicht auf die umliegenden Täler zu einem unterirdischen Steinbruch gefahren, wo die Schülerinnen und Schüler zunächst viel über den Abbau von Steinen und Steinmetzarbeiten gelernt haben, bevor sie selbst Hammer und Meißel anlegen durften, um sich ein Kunstobjekt zu gestalten. Die Schülerinnen und Schüler des lycées konnten ihre geplante Tour Cyclorails, Fahrradtour auf Schienen unternehmen. Auf den einzelnen deutsch-französischen 4er-Rädern entwickelte sich schnell eine rasante, lustige Fahrt mit rutschigen Pisten, sich schiebenden Fahrzeugen und regnenden Ästen. Diese Ausflüge haben wieder gezeigt, dass gemeinsame Aktivitäten auch das deutsch-französische Miteinander unserer Schülerinnen und Schüler stärken. Abends trafen sich alle beim deutsch-französischen Abend wieder, an dem die Eltern uns mit Spezialitäten aus Frankreich und der Region verköstigt haben. Quiche, Käse und anderes konnten so probiert werden ... aber viele wunderten sich doch über die vielen Chips, die zum französischen apéritif dazu gehören. Schön war es zu beobachten, dass viele deutsche Schüler auch einen guten Kontakt zu den Gasteltern und Gastgeschwistern hatten.
Am Donnerstag machten wir uns (mit einer kleinen Angst bei 2 Kollegen, ob ihr Auto in Mayen noch nicht weggeschwommen ist) auf den Weg nach Versailles mit Besichtigung unterschiedlicher Schlösser im Park, der so groß (und so nass und matschig) war, dass wir uns erst verloren und dann noch verlaufen haben ... Jedem bleibt wohl der Prunk und die Größe dieser Anlage in Erinnerung. Die Vokabel „sortie" werden ebenfalls die meisten nie mehr vergessen, da es einige Schüler bei der freien Besichtigung gelungen ist, diesem Schild zu folgen und sich dementsprechend schnell auf dem Vorplatz außerhalb des Schlosses wiederfanden und nicht wieder herein durften, da die Lehrer die Gruppenkarte hatten. Frau Rilk war nach der dritten Gruppe fast per Du mit dem Sicherheitsdienst, der netterweise unsere Schüler wieder hereinlies. Im Anschluss wurden die Schüler mit einer kleinen visite en bus durch Paris überrascht. So betrachteten viele die Monumente aus dem Lehrbuch das erste Mal aus der Nähe. Besonders beeindruckend war jedoch auch der historisch hohe Stand der Seine, die so manche Brücke schon fast verschlungen hatte. Völlig geschafft kamen wir abends wieder in Joigny an.
Freitag, ein Tag ohne Regen und sogar einigen Minuten Sonne. Es ging nach Troyes – eine wichtige kleine Stadt, die noch heute viele alte Wohnhäuser und Kirchen besitzt. Hier hatten alle nach einer Führung noch Zeit zum Essen oder Shoppen. Während einige das tolle Restaurantangebot nutzten und ein „echtes" Menu essen wollten, fanden andere heraus, dass es selbst in Frankreich H&M gibt.
Abends durften einige Schülerinnen und Schüler noch an einer besonderen soirée teilnehmen: le spectacle de la fin de l'année des collège. Hier führten alle künstlerischen Gruppen der Schule ihr Können den Eltern und uns vor. Beeindruckend waren die Tanzvorführungen und die Lasershow. Eine besondere Überraschung hatte der Chor für uns Deutsche, der den alten Hit von Tokyo Hotel „Durch den Monsun" präsentierte. Unsere Schülerinnen und Schüler luden schnell den Text auf ihr Smartphone, standen auf, sangen mit und kreierten mit den Handys eine kleine Lichtshow.
Am „freien" Wochenende unternahmen alle etwas mit ihren Gastfamilie und konnten am Montag viel berichten: Kommunionsfeier, besondere Essen, Freizeitpark, Paris, Eislaufen, Shoppen, Markt und vieles mehr stand auf dem Programm.
Pünktlich zur Abfahrt kam auch das gute Wetter wieder und wir freuten uns, dass der Bus nicht nur Heizung, sondern auch Klimaanlage hatte. Der tränenreiche Abschied von vielen Austauschpaaren und das Versprechen sich wieder zu sehen, zeigt uns Lehrern wie in der kurzen Zeit kleine internationale Freundschaften geschlossen wurden und somit den Erfolg des Austausches.
(su)
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