Frankreichaustausch 2. Teil 2017


Am Morgen des 8. März stiegen 45 Schülerinnen und Schüler in den Bus nach Frankreich nicht wissend, was genau sie erwarten würde.

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Auch wenn ihnen der Partner, in dessen Familie sie nun eine Woche leben werden, schon bekannt war, blieben doch viele Fragen offen, die auf der Busfahrt geklärt oder wenigstens besprochen werden konnten. Wo genau werde ich wohnen? Wie sehen wohl die Häuser aus? Was wird es die Woche über zu essen geben? Wird es nur Käse und Baguette sein? Wie viele Küsschen gibt man sich zur Begrüßung? Wem gibt man alles ein Küsschen? ...
Herzlich wurden wir an den jeweiligen Schulen in Empfang genommen und schon zu Beginn konnten wir eine gute Stimmung wahrnehmen. Am nächsten Morgen gab es eine kurze Begrüßung und Führung an den Schulen. Dabei konnte man sich auch schon ein erstes Bild des Schulalltags in Frankreich machen: Hefte zeigen am Schuleingang.
Im Anschluss trafen sich alle zum Empfang vom Bürgermeister und des Freundeskreises Mayen-Joigny im Kulturzentrum, Jean de Joigny. Dort wurde besonders die lange und intensive Partnerschaft beider Städte hervorgehoben. Bevor es auf Stadterkundung ging, gab es noch Geschenke und einen „pot d'amitié". Den Schülern fiel bei der Stadtführung zwar zunächst die Baufälligkeit vieler Gebäude auf, aber langsam bekamen sie auch Augen für die vielen Besonderheiten der alten Stadt Joigny: altes Fachwerk, Verzierungen an Fassaden, alte Kirchen...
Nach dem Mittagessen an den Schulen konnten sich die Schülerinnen und Schüler bei „le Borvo", einem Lachsveredler und -verarbeiter einen Eindruck der französischen Gastronomie erhalten. Nicht alle wollten am Ende die Lachswürfel probieren, aber die, die es getan haben, wurden nicht enttäuscht.
Freitag ging es dann zusammen mit den französischen Schülerinnen und Schülern entweder nach Troyes (Lycée) oder zu einer alten Druckerei und zum Golfen (Collège). Troyes ist eine typische mittelgroße Stadt im Herzen der Champagne. Besonders ist aber die Textilgeschichte und ihre Bedeutung als wichtige Handels- und Messestadt im Mittelalter, weswegen es auch noch sehr viele, seit einigen Jahren komplett renovierte, Fachwerkhäuser gibt. In dieser schönen Umgebung hatten die Schülerinnen und Schüler nach der Stadtführung besonders Lust zu flanieren und zu shoppen.
Die Collégiens mussten sich kreativ und sportlich betätigen. Eine Gruppe ging zunächst aufs „Green", während die anderen „abkratzen" durften. Und zwar hatten wir einen künstlerischen Druckworkshop. Jeder Schüler sammelte zunächst Ideen für einen Druck und dann durfte sie oder er mit einer Art Messer eine CD so kratzen, dass die Idee als Negativ entstand. Anschließend wurden dann Blätter mit diesen CDs bedruckt. Viele waren zunächst etwas überfordert, spontan kreativ zu sein, aber am Ende kamen richtig tolle Ergebnisse heraus, die wir am deutsch-französischen Abend auch präsentieren konnten. Auch kamen die Schüler untereinander in Kontakt und halfen sich gegenseitig, was ja eigentlich das Ziel eines Austausches ist. Während also die einen ihre Phantasie und Fingergeschick forderten, wurden die anderen von unserem Golfpro Sébastien ins Golfen eingeführt. Löcher treffen auf dem „Green" und Abschlag am „Practise" wurden trainiert. Jeder hatte schnell gemerkt, dass man auch mit wenig Energie den Ball weit am Loch vorbei schlagen konnte und mit viel Energie beim Abschlag eher den Teppich malträtierte. Alle hatten aber auch hier Spaß.
Abends trafen sich alle Schülerinnen und Schüler mit ihren Gasteltern im Collège zum deutsch-französischen Abend. Hier wurden die Kunstwerke aus der Druckerei und die Tagesberichte der Franzosen, zu ihrem Deutschlandbesuch präsentiert. Alle haben sich über das tolle Büffet der Eltern gefreut. Neben vielen Quiches und Crêpes, gab es auch sehr schokoladige Desserts. Später sangen sogar einige Franzosen mit den Deutschen internationale Hits, was sicherlich Ausdruck der guten Stimmung war. „J'ai jamais vu ça", sagte dann auch unsere französische Kollegin, die schon seit Jahren den Austausch auf französischer Seite plant, spontan.
Dann ging es ins Wochenende, vor dem einige Schüler etwas Bammel hatten, weil man ja nicht so recht wusste, was einen erwartet und man die Mitschüler vielleicht erst am Montag wiedersah. Aber nachdem einige beruhigt werden konnten, gingen alle frohen Mutes ins „week-end".
Und montags konnten wir erfahren, dass es allen gut ergangen war: Shoppen, Markt, Lasertag, Schlittschuhlaufen, Disneyland, Paris und anderes standen auf dem Programm. Sogar eine Ultraparty soll es gegeben haben (eine Party ohne Alkohol, aber mit viel Spaß – berichteten uns die 10er). Aber zu unserem gemeinsamen Ausflug nach Paris kamen dennoch nicht alle pünktlich. Ob verschlafen oder Buspanne, letztendlich haben es doch noch alle irgendwie geschafft und so musste keiner in der Schule bleiben. Sonne erwartete uns dann in der Stadt des Lumières und aufgeregt, beeindruckt und überwältigt erkundeten wir die Hauptattraktionen, die vielen sonst nur aus dem Französischbuch bekannt sind: Louvre, Notre Dame, Sacré Cœur, Champs-Élysées, Arc de Triomphe, Montmartre, Centre Pompidou (mit musikalischen Intermezzo auf dem Vorplatz), Hôtel de Ville, les Tuileries, Place de la Concorde, ... und nachdem wir am Abend schon fast Profis im Metrofahren geworden sind und mal wieder an der Oberfläche angekommen waren und nur kurz um die Ecke gingen, brachen Stürme der Begeisterung aus, als wir endlich vor dem Eiffelturm standen. Nach einer Stunde Einzel-, Paar- und Gruppenfotos ging es langsam zurück zum Bus, der uns dann mit einer kurzen Nachtfahrt durchs beleuchtete Paris überraschte. Müde erreichten wir spät abends Joigny.
Dienstag stand dann Unterricht auf dem Programm. Schnell erkannten unsere Schülerinnen und Schüler Unterschiede und waren vielleicht auch ein wenig froh, dass sie in Mayen auf die Schule gehen können. Das anschließende Mittagessen in der Schulmensa, werden wohl viele nicht so schnell vergessen: statt Pizza oder Pommes, wird den Schülern in Frankreich, wirklich „langue de boeuf" („Rinderzunge") gereicht (2. gastronomisches Highlight!). Leider haben die Franzosen unseren Deutschen zu schnell erklärt, was es ist und dann haben eben viele gefastet – schade!
Bevor es zum Kofferpacken nach Hause ging, sind wir noch nach Sens gefahren, um dort die historische Innenstadt und die berühmte Kathedrale, die erste gothische, zu besichtigen. Leider war die Führung der 10er nicht ganz so abwechslungsreich, aber dafür wissen sie jetzt sehr sehr viel über die Mischung von Gothik und Romanik, was man sehr gut an den Fenstern erkennen kann. Dennoch bleibt die Kathedrale beeindruckend, vor allem bei Sonne. Mit croissant, sandwich und crêpes in der Hand ging es dann wieder nach Joigny.
Mittwoch dann die große Abreise. Obwohl einige wissen, dass sie sich vielleicht nächstes Jahr wieder sehen könnten, fiel es schwer die liebgewordenen corres zu verabschieden. Selbst die bises gingen nun schon spontan, aber auch ehrlich, wie von selbst und wir hoffen, dass die Versprechen, sich noch einmal zu treffen, vielleicht schon in den Ferien, bald Realität werden.
Diesmal mussten auch wir uns besonders verabschieden, denn Bénédicte Chevalley, die Deutschlehrerin am Collège, die jahrelang den Austausch betreut und organisiert hat, wird zum Schuljahresende Joigny in Richtung ihrer alten Heimat verlassen. Merci pour tout! Wir wünschen ihr alles Gute und hoffen, dass es einen Ersatz gibt, sodass der Austausch nächstes Jahr wie gewohnt stattfinden kann.
Es war ein gelungener Austausch ohne Zwischenfälle und mit viel Abwechslung, Kultur und Spaß. Das Schüler-Klangfeedback auf den letzten Metern der Autobahn in Deutschland zeigte, dass dies nicht nur von den Lehrern so empfunden wurde.
Frau Angel, Frau Rilk, Herr Schlupkothen

Zu den vielen schönen Bildern des Frankreichbesuchs...