Vom Suchen und Finden des Stratosphärenballons

 Bericht von Thomas Leister zur Geschichte des Stratosphärenballon-Projekts 2016:

 Nach 3 monatiger Forschung war es endlich soweit. Der Starttermin für unseren Ballon stand endlich fest. Es sollte der Mittwoch 06.07.2016 um 09:00 Uhr sein. Alle Experimente waren vorbereitet. Wir wollen den Ballon auf 35 Km Höhe steigen lassen und auf dem Weg dorthin mit 3 Kameras Videoaufnahmen machen, sowie die Temperatur, die Luftfeuchte und den Druck messen.
Dazu haben wir 3 Raspberry Pi Minicomputer mit je einer Kamera und und einem 64 GB USB Stick an Bord. Ein 5,8 Ghz Sender soll uns das Bild der Kamera, die nach unten schaut live übertragen. Dazu hatten wir bereits im Vorfeld einen Reichweitentest über 5 Km gemacht.
Die Genehmigungen seitens der Stadt über den Startplatz Marktplatz waren eingeholt. Die Presse war informiert und hatte das Ereignis auch schon in den Medien verbreitet. Das Helium stand auch schon bereit.
Am Vorabend kam die Genehmigung des Landesbetriebs Mobiliät für unseren Start, aber erst um 10:00 Uhr. Wir bauten unseren Versuch um 08:30 schon auf und freuten uns über die vielen Fragen der Schaulustigen. Nicht alle Tage sieht man einen Wetterballon mit 2 Meter Größe auf dem Marktplatz und soweit wir wissen wurde noch nie in Mayen einen derartigen Versuch gestartet.
Alle Test waren abgeschlossen, das Go kam um 10:00 Uhr. Trotz leichtem Seitenwind und leider mit recht starker Bewölkung stieg der Ballon schnell in die Luft. Eine Drohne der Rhein Zeitung kam fast nicht mehr hinterher.
Damit begann für uns eine mehrtägige Odyssee von Mayen nach Worms / Viernheim und Biblis. Die Berechnungen ergaben, dass dort der Ballon an seinem Fallschirm wieder zur Erde zurückkehren wird.
Ein Landung in einem der vier Kühltürme dort wurde auch schon scherzhalber erwähnt.
Dank eingebauten GPS Tracker sollten wir die Nutzlast sicher schnell finden, dachten wir. Doch es kam ganz anders. Der GPS Tracker stellte während des Fluges seine Positionsdatensendung ein und wir wussten nicht, wo der Ballon sich befand. Unser letztes GPS Signal kam von einem Funkmast in der Nähe von Biblis und wir dachten, dass er noch etwas weiterfliegen würde. Deshalb fuhren wir nach Wörstadt und stärkten uns dort auf einem Parkplatz. Plötzlich meinten wir, den Fallschirm in Richtung Viernheimer Heide fliegen zu stehen und machten uns auf die Suche. Dies erwies sich als schwierig, denn die Heide war früher ein Truppenübungsgelände der Amerikaner und Deutschen und weiträumig gesperrt. Schlecht gelaunt fuhren wir nach Mayen zurück, ohne die Nutzlast gefunden zu haben.
Am nächsten Tag baten wir die Forstbehörden dort um Hilfe und wir erhielten einen Schlüssel um alle Schranken zu öffnen. Wir hatten bereits eine Idee, welche Route der Ballon geflogen wäre und wollten nun den Wald durchsuchen. Am Anfang war der Wald noch recht licht und die Suche einfach, doch dann erreichten wir eine Aufforstung mit Nadelwald und schnell erreichte unsere gute Stimmung einen Dämpfer. Nach 5 Stunden Suche bei 30 Grad im Wald hatten wir keine weitere Lust mehr und außer Zecken auch noch Blasen an den Füßen. Auch an diesem Tag fuhren wir ohne Nutzlast nach Mayen zurück. Tags darauf wurden mehrere Zeitungsartikel und eine Facebookaufruf publik gemacht und wir erhielten einen Anruf aus der Nähe des Segelflugplatzes Weinheim, wo jemand einen roten Fallschirm hat fallen gesehen. Also fuhren wir nochmals dorthin, trafen uns mit dem Informanten und wurden von ihm eingewiesen, wo wir zu suchen hätten. Doch dort trafen wir auf über 2 Meter hohe Maisfelder, keine Chance irgendwas zu sehen. Selbst unser „großer" Max war noch zu klein dafür. Also entschlossen wir uns mit einem Quadkopter und Kamera zu suchen. Doch da wir ja mittlerweile schon vor dem Präsentationstag waren, konnten wir erst am Dienstag nochmals in die Gegend fahren und Wald und Maisfelder absuchen. Doch auch wieder kein Erfolg. Ein weiterer Informant war ein Mountainbiker vom Melibokus, der jedoch anbot, zusammen mit seinen Kollegen die Gegend nochmals ab zu suchen. Ein Anruf einer netten Dame sollte die Wende bringen, Sie hätte sowas auf ihren Gartenmöbeln gefunden. Sie hatte unseren Aufruf in der Zeitung gelesen. Leider wäre das Objekt etwas „verbrannt". Das war schon merkwürdig. Würde es doch bedeuten, dass unsere Nutzlast eventl. wegen der Höhe angefangen hat zu brennen?
Eine Begutachtung des Objekts zeigte jede Menge Brandspuren, aber es war ein Lampion, nicht unsere Nutzlast. Da wir ja nun auch schon unseren Quadkopter hatten, wurde das Hausdach der Dame nochmals damit abgesucht. Ein heiden Spaß für die ganze Nachbarschaft, die die Dame schon alarmiert hatte, das die Ballonsucher bei ihr vorbeikommen würden! Weitere Sichtungen betrafen einen Badesee nördlich von Viernheim, aber alle ein klein wenig ausserhalb unserer Ballonroute.
Am gleichen Tag kam eine Anfrage vom Hessischen Rundfunk für ein Live Interview im Fernsehen bei „Alle Wetter" für den Donnerstag. Dort sollte der Suchaufruf nochmals gestartet werden, doch dazu kam es dann doch nicht mehr. Am Mittwochmorgen rief Frau Werner aus Biblis an und meldete den Ballon gefunden. Per Ferndiagnose konnte 100%ig bestimmt werden, dass es sich um unsere Nutzlast handelte. Die Schüler brachen sofort in Jubel aus. Herr Sexauer, der sich wie zufällig nur 100 Km weiter südlich befand, erklärte sich sofort bereit, das Objekt unserer Begierde mit nach Mayen zu bringen. Eine erste Untersuchung zeigte dann, dass nur Teile der Daten und Videos verwertbar sind. Das Fernsehinterview fand dann trotzdem statt und wir konnten ein freudiges Ende des Projektes berichten und auch schon einige Bilder zeigen.

Die komplette Auswertung wird nach den Ferien durch die Schüler der Forscher AG stattfinden.
Soviel sei jedoch schon gesagt, der Ballon erreicht 34 km Höhe.

Wir möchten uns nochmals recht herzlich bei allen Informanten, Herrn Visser, Herrn Sexauer, Herrn Stoll-Berberich, den Medien, der Forstverwaltung Viernheim, den Forstarbeiten in Viernheim, den Arbeitern an der Stromtrasse für die Bahn in Viernheim und dem Wasserwerk Viernheim bedanken.
Unseren ganz besondern Dank gilt jedoch dem ehrlichen Finder, Frau Werner aus Biblis.

Was bleibt, sind erstmals für die Schüler die Bilder aus der Stratosphäre, die noch auszuwertenden Daten und jede Menge Erfahrung im Umgang mit Behörden, Menschen auf der Straße oder im Wald.
Ein Projekt, das jede Menge Spaß gemacht hat, auch wenn es am Anfang gar nicht so aussah.

Thomas Leister

Finderklein

Die Finder, Fam. Werner aus Biblis

Flugrouteklein

Die errechnete Flugroute

Mayen

Mayen von oben

Mayen2

Mayen von oben

Stratosphäreklein

Die Stratosphäre

Videosequenzen werden nach den Ferien folgen.

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