Euthanasie-Gedenkstätte Hadamar

So manch ein Schüler mag sich vielleicht nicht viel von einem Tag Geschichte erhoffen, jedoch sind da die Klassen, welche an der Exkursion nach Hadamar teilnahmen, mit Sicherheit anderer Meinung.

Hadamar2017

Am Morgen erarbeiteten wir durch Gruppenarbeiten und anschließende Kurzvorträge grundlegende Dinge zum Thema Verfolgung im Nationalsozialismus und wiederholten auch noch einmal die Grundlagen des Nationalsozialismus in Deutschland, um uns auf die Gedenkstätte Hadamar, eine ehemaligen Tötungsanstalt im Rahmen des Euthanasie-Programms, vorzubereiten. Nach einer einstündigen und äußerst amüsanten Mittagspause fuhren wir (9d) gemeinsam mit der 9c und unseren Lehrern Frau Klaus und Herrn Gondring ab und kamen ca. eine Stunde später in Hadamar an der Euthanasie-Gedenkstätte an.

Dort erwartete uns zunächst eine Einführung in das Thema Euthanasie und die Geschichte der Anstalt Hadamar, bei der auch wir Schüler, wie während der ganzen Führung, einbezogen wurden, wodurch es nie auch nur ansatzweise langweilig wurde. Man ließ uns Karten vorlesen, auf denen entweder damalige Patienten oder Angestellt vorgestellt wurden, was äußerst interessant war, da wir so auch einiges über die einzelnen Personen und deren Lebensweg erfahren konnten. Nach der Einführung wurden wir den Weg entlang geführt, den auch damals die dem Tod geweihten Patienten gegangen waren. Bereits zu Anfang beschlich den ein oder anderen ein mulmiges Gefühl, welches durch das Betreten des Kellers und der dort liegenden Gaskammer noch verstärkt wurde. Zu wissen, dass vor gar nicht allzu vielen Jahren genau dort, wo wir standen, unschuldige und nichtsahnende Menschen in den Tod getrieben wurden, löste wohl in jedem ein unwohles Gefühl aus. Auch als der Raum, in dem einst die Öfen zur Verbrennung der Leichen standen, gezeigt wurde und wir auf dem Boden die noch heute sichtbare „Schleifbahn“, auf der die Leichen zu den Öfen gezerrt wurden, gesehen hatten, verstärkte sich das Unwohlsein umso mehr. Die grausamen Verbrechen an Unschuldigen und auch die detaillierte Planung durch die Nationalsozialisten wurden uns deutlich. Natürlich war dieses Erlebnis nicht nur schauderhaft, sondern durch die interessante Führung auch lehrreich.

Nach einer kurzen Pause erfuhren wir noch einiges zur zweiten Mordphase, die begann, als das offizielle Tötungsprogramm beendet war (August 1941) und die Beweise über die Tötungsanlage, wie z.B. die Gasleitung in der Wand und der Ofen, bereits beseitigt wurden. Man ließ die Menschen nun (August 1942 bis März 1945) qualvoll verhungern oder gab ihnen eine Überdosis Medikamente oder auch Gift. Die Leichen wurden in Massengräbern nahe der Anstalt vergraben. Diesen Ort besichtigten wir ebenfalls, jedoch wurden die Grabsteine entfernt und ein Mahnmal errichtet.

Zusammenfassend kann man sagen, dass dieser Tag alles andere als langweilig war, meiner Meinung nach ist es ein lehrreicher und spannender Tag gewesen. Auch wenn die Vergangenheit noch so grausam war, muss man sich mit ihr beschäftigen, um aus ihr zu lernen. Und so möchte ich auch meinen Bericht wie unsere Führung enden lassen, mit einem Zitat von Erich Kästner:

„Wer das Gute vergisst, wird böse. Wer das Schlechte vergisst, wird dumm.“

Nora Dahl, 9d