Vom „Leben" zum „Lieben"
Erfrischend entstaubt konnten die Schüler der MSS 11 am 9. Juni 2017 bei der öffentlichen Generalprobe von „Kabale und Liebe" im Rahmen der Burgfestspiele in Mayen diese moderne Schiller-Inszenierung erleben.
Ganz in zeitlosen lilafarbenen Kostümen präsentierten sich die Schauspieler mit ihren Interpretationen der Figuren überzeugend, wobei Wurm und Kalb in ihrer Skurrilität etwas an die commedia dell'arte erinnerten. Herausragend die Lady Milford, die sich nie auf der eigentlichen Bühne einfand, sondern quasi ausgeschlossen von den übrigen Handelnden in ihrem Spiegelkabinett verblieb. Überhaupt wurde die Kulisse in ihrem mehrstufigen Aufbau und der Ausnutzung der verschiedenen Ebenen der Genovevaburg ansprechend genutzt. Entsprechend dem epischen Theater von Brecht wurden zu Beginn nach und nach die Buchstaben L e b e n hochgezogen, die im Verlauf des Dramas zu L i e b e n ergänzt wurden, womit das Hauptthema des Stücks in dieser Interpretation genannt war. Doch lieben ist unter den gesellschaftlichen Bedingungen für Ferdinand und Luise nicht möglich. Der Regisseur konzentrierte sich hier besonders auf den Vater-Kind-Konflikt. Der Standeskonflikt erschien durch die Streichung der Millerin weniger dominant und machte das Thema für ein heutiges Publikum nachvollziehbarer.
Einige Schüler hatten wohl eine etwas traditionellere Inszenierung erwartet und taten sich mit der ein oder anderen Requisite schwer. Doch die großartige Atmosphäre im Burghof, die durch die Beleuchtung bei zunehmender Dunkelheit in Kombination mit der Farbwahl der Kostüme unterstützt wurde, konnte in ihrem fast exotischen Reiz überzeugen und machte diesen Abend zu einer gelungenen Theatererfahrung.
(bt)