Nachruf Werner Wilhelm (1939-2021)

Eine Schule lebt vom Miteinander. Und die intensivste Form des Miteinanders ist für viele Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, Menschen aus anderen Ländern treffen und eine Zeit ihres Lebens mit ihnen teilen zu können.

Nachruf Werner Wilhelm 2021

Das Megina-Gymnasium ist sehr stolz darauf, dass seit etlichen Jahren bereits enge Kontakt mit Schulen in Frankreich (Joigny), Großbritannien (Godalming) und Tschechien (Uherské Hradiste) bestehen. Natürlich ist es von entscheidender Bedeutung, dass diese Kontakte von Schulseite gepflegt und gelebt werden. Dafür braucht es engagierte Kolleginnen und Kollegen, die über viele Jahre hinweg tatkräftig und mit viel Herzblut die Kontakte für ihre Schülerinnen und Schüler ermöglichen. Für den Ausbau und die jahrelange Pflege des Austauschs mit Joigny steht im Megina-Gymnasium Herr Oberstudienrat Werner Wilhelm. Herr Wilhelm war denn auch einer der Gründungsmitglieder des Deutsch-französischen Freundschaftskreises Mayen-Joigny, dessen Vorsitz er lange innehatte und den er mit seiner Begeisterung für die französische Sprache und Kultur und die europäische Idee entscheidend prägte.
Werner Wilhelm, der sein Referendariat 1966 begann – übrigens bei einem Gehalt von etwas über 600,- DM! – war seit 1967 am damaligen Neusprachlichen Gymnasium Mayen tätig. Seine Fächer Geschichte, Französisch und Sozialkunde hatte er an der Universität in Bonn studiert. Es verwundert nicht, dass er als gebürtiger Bopparder den Weg zurück nach Rheinland-Pfalz fand.
Seine erste Fahrt nach Joigny fand bereits 1969 statt, später folgten viele ähnliche Fahrten. Insgesamt 32 Schülerinnen und Schüler aus der „Unterprima“, der heutigen MSS 12, unserer Schule konnten z.B. 1969 Kultur und Lebensart unseres Nachbarlandes hautnah miterleben. Der damalige Schulleiter, der legendäre Herr Dr. Kreuzberg, hob in einer Beurteilung aus dem Jahr 1970 die Bedeutung der „deutsch-französischen Schülerbegegnungen“, wie er es nannte, für die außerunterrichtliche Förderung der Schülerinnen und Schüler hervor. Im selben Atemzug würdigt er Herrn Wilhelms Interesse an Fragen der sich damals langsam ausbildenden Mitverantwortung und Mitbestimmung der Schülerinnen und Schüler. 1971 wurde er dann auch zum Studienrat auf Lebenszeit ernannt. Interessant an dem Schriftverkehr ist, dass das Gymnasium damals noch nicht Am Knüppchen lag, sondern mit Im Heckenberg adressiert war.
Mit der Einführung der Mainzer Studienstufe (MSS) leitete Herr Wilhelm dann auch die neu entstehenden Leistungskurse in Geschichte. Diese Fachschaft leitete er auch lange Zeit als Fachleiter. Eine Besonderheit steckt in einer Beurteilung durch den neuen Schulleiter Herrn Braun von 1975. Hier lobt Herr Braun die Verwendung der „Sprachlaborarbeit“ und des Einsatzes von Videobändern durch Herrn Wilhelm. Mit beiden werden heutige Jugendliche keine rechte Erfahrung haben, aber mit diesen Medien gingen die Schulen in den siebziger Jahren erste Schritte in Richtung der heute immer wichtiger werdenden Digitalisierung. 1976 erfolgte dann die Beförderung zum Oberstudienrat. Im Juli 2003 trat er wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand.
Herr Oberstudienrat Werner Wilhelm verstarb im Februar 2021. Sein Lebenswerk wird die Schule hoffentlich noch auf lange Zeit hin prägen. Die europäische Idee und die deutsch-französische Verständigung sind selten so bedeutend wie in den heutigen Tagen!

(fg)