Nachruf Dieter Hartmann (1943-2020)

Das Megina-Gymnasium trauert um einen verdienten Kollegen.

Nachruf Dieter Hartmann

Manche historischen Dokumente wirken wie aus der Zeit gefallen. Am 3.2.1969 bestätigte Herr Dieter Hartmann, zu dem Zeitpunkt Studienreferendar am Studienseminar Mainz, über die Bestimmungen der Landesregierung von Rheinland-Pfalz für „Reisen und Veranstaltungen im kommunistischen Machtbereich“ unterrichtet worden zu sein. Dieses Dokument steht am Anfang einer großen Zahl von Fortbildungen, die Herr Hartmann besuchte und die seine lebenslange Neugier und Wissbegier zeigen, die ihn als Menschen und Lehrer auszeichneten. In seiner Akte finden sich zig Belege über Fortbildungen und Fachveranstaltungen, die er absolvierte. Sie waren auf verschiedenste Themen und Fachkontexte ausgerichtet, vor allem in Theologie, Philosophie, Ethik oder Pädagogik.
Auf diesem Weg qualifizierte er sich für den Ethikunterricht, für den erst seit knapp zehn Jahren ein eigener Studiengang zur Ausbildung von Ethiklehrpersonen im Land eingerichtet wurde.
Daneben beschäftigte er sich auch mit neuen Entwicklungen, wie dem pädagogisch sinnvollen Umgang mit Legasthenie, dem wissenschaftlichen Arbeiten in der MSS oder Gesprächsführung und Kommunikationstraining. 1992 geriet dann auch die Digitalisierung in sein Blickfeld: „Computer in der Schule“ war die Fortbildung betitelt – allerdings konnte wohl keiner der Teilnehmer ahnen, welche Rolle die Digitalisierung in Schule einmal spielen sollte. Daneben engagierte er sich in einem neuen Arbeitskreis, der sich mit Koordinierungsfragen beim Übergang von der Grundschule auf das Gymnasium beschäftigte.
Geboren 1943 legte Dieter Hartmann 1963 sein Abitur ab, um dann die Fächer Evangelische Religion und Deutsch zu studieren. Mayen taucht zuerst als Ziel einer „Informationsreise“ am 25. Mai 1970 auf. Wahrscheinlich ahnte Herr Hartmann damals noch nicht, dass unsere Schule für die nächsten Jahrzehnte zu seinem Lebensmittelpunkt werden würde. Zum 1. August 1970 wurde er als Studienassessor an das damalige Staatlich Neusprachliche Gymnasium in Mayen versetzt. Ganz im Stil der sich bildenden Neuorganisation der Oberstufe als Mainzer Studienstufe (MSS) bescheinigte Herr Dr. Kreuzberg, der damalige Schulleiter, dem jungen Kollegen Hartmann einen „eindeutig wissenschafts-propädeutisch orientierten“ Oberstufenunterricht. Er engagierte sich auch an der „Entwicklung von Kurssystemen“, wie ja generell das Mayener Gymnasium in der Einführung der reformierten Oberstufe eine Pionierrolle einnahm, wie man bis heute an der Architektur von Gebäude II von 1971, mit vielen kleineren und teilbaren Räumen, ablesen kann. Bereits 1973 wurde er zum Studienrat ernannt und erlebte so die Überbelegung der Schule in der Mitte der Siebzigerjahre mit.
Zwischenzeitlich assistierte er auch bei der Leitung der Orientierungsstufe unserer Schule. In allen seinen Fächern leitete er einige Jahre die jeweilige Fachkonferenz, im Fach Deutsch mehr als 15 Jahre. Ab 1980 wurde er als Studiendirektor Fachberater für das Fach Evangelische Religion im Bezirk Koblenz. Damit wurde er zum Ansprechpartner für Fachfragen aller Lehrerinnen und Lehrer in evangelischer Religion an allen Gymnasien der Umgebung. Diese Tätigkeit verlangte Dienstreisen auch zu so entfernten Gymnasien wie Altenkirchen oder Dierdorf. Ein Höhepunkt seiner vielen Dienstreisen war wohl die Teilnahme an einer Studienfahrt nach Auschwitz 1998. Gleichzeitig war er auch als Gutachter für neue Schulbücher tätig und bemühte sich so um die Weiterentwicklung seiner Fächer.
Ganz besonders war er der Stadt Berlin verbunden. 1974 führte er eine Studienreise mit der MSS 12 nach Berlin durch. Nach Berlin führte ihn auch die Teilnahme am bundesweiten Germanistentag in der Humboldt-Universität Berlin. So verwundert es nicht, dass er kurz nach der Wende 1989/1990 einen Versetzungsantrag in die „neuen Bundesländer“, konkret in die Nähe von Berlin stellte – den Antrag aber selbst kurze Zeit später wieder zurückzog.
Dieter Hartmann starb am 29.11.2020.