Anton Becker (1932-2020)

Die Kraft der Musik liegt in jedem Menschen, man muss ihm nur helfen, seinen eigenen musikalischen Ausdruck zu finden. Jedem Menschen den Weg in die Musik finden zu lassen, ist die Aufgabe eines Musikpädagogen. Immer neue Generationen drängen in die Klassen und bringen neue musikalische Talente mit.

NachrufFoto
Quelle: Jahresbrief 2016 der Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler des Megina Gymnasiums, S. 14

Anton Becker legte in seiner Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen den Schwerpunkt auf der musikpraktischen Tätigkeit. Musik machen, zusammenführen und gemeinsam ein Klangerlebnis gestalten, war sein Ziel. Diese musikpädagogische Weichenstellung war in den siebziger Jahren ein Novum. War man doch allzusehr darauf ausgerichtet, auch den Musikunterricht zu verwissenschaftlichen.
Von der Kirchenmusik herkommend und dem Kloster Maria Laach eng verbunden ist sein musikalisches Spektrum beeindruckend. Zunächst mit Theorie und Praxis des Gregorianischen Chorals verwoben, entwickelte er sich über das zentrale Moment des Musikunterrichts, die sogenannte klassische Musik bis hin zum Jazz. Aufgrund seines hohen Engagements und seines überragenden Talents entwickelte er eine Könnerschaft auf allen musikalischen Gebieten, die ihresgleichen suchte. Gerade der Jazz brachte die Möglichkeit, die Individualität der Schülerinnen und Schüler zu fördern, brachte ihnen die Chance, selbst musikalisch aktiv zu werden.
Neben seiner kirchenmusikalischen Praxis vor allem in der Gemeinde Kottenheim trat ab dem 20.10.1965 die Anstellung als Musiklehrer am damaligen Staatlich Neusprachlichen Gymnasium Mayen, seit 1969 mit einer vollen Stelle, die damals 27 Wochenstunden Unterricht umfasste.
Zum Teil hatte er vier Musikkurse in der Oberstufe gleichzeitig. Er hatte somit den großen Unterrichtsausfall im Fach Musik aufzufangen, der in vielen Schulen in den siebziger Jahren herrschte. Dass der Musikunterricht in den siebziger Jahren bei einer Schülerzahl von bis zu 1842 im Jahr 1974 weiter erteilt werden konnte, ist auch seinem Engagement zu verdanken! 1975 war er sogar der einzige Musiklehrer der Schule! Dies war nur zu leisten, wenn man alle seine Kräfte in die Schule und die musikalische Förderung der Jugendlichen steckte und dazu noch auf Freizeit verzichtete. Anton Becker hatte, wie der Schulleiter Braun ihm 1987 bescheinigte, „die Gabe, für Musik zu interessieren, Begabungen zu entdecken und zu fördern“. Er attestierte ihm, dass „er für die Schule und die Schulgemeinschaft sehr viel mehr geleistet (hat), als es seiner Verpflichtung entspricht.“ Dies und seine „bescheidene und hilfsbereite Art“, wie der Schulleiter Dr. Kreuzberg 1969 schrieb, machten ihn zu einem sehr beliebten und weit über das Gymnasium hinaus bekannten Lehrer.
Mit seinem Wirken ist die Gründung der Big-Band im Jahr 1976 verbunden, die, wie der Schulleiter Jakobs es ihr bescheinigte, „das Aushängeschild der Schule“ war. Die Big-Band hatte Höhepunkte in den Jahren 1978 und 1981, wo sie Landessieger beim Schülermusikwettbewerb in der Kategorie Bands wurde. Viele Konzerte im In- und Ausland, Aufnahmen mit dem Süddeutschen Rundfunk, mehrmals Benefizkonzerte, bei denen hohe Geldsummen für wohltätige Zwecke eingespielt werden konnten und mehrere Konzertreisen nach England 1981 und Frankreich 1987 und 1988 sind Stationen seines Wirkens. Daneben war er von 1979-1982 mit der Leitung und dem Aufbau der Landes-Jugend-Big-Band beauftragt. Zurecht wurde ihm 1991 die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen. Im Juli 1995 ging er in den wohlverdienten Ruhestand.
Anton Becker ist am 22. August 2020 gestorben. Das Megina-Gymnasium trauert um einen verdienten Kollegen.