Projekt "Paris"

Da die Projektgruppe "Paris" ihr Projekt am anderen Ort vorbereitet hat und am Präsentationstag nicht in der Schule war, möchte sie anbei das Programm sowie einen Erlebnisbericht, geschrieben von Michael Lutz, vorstellen.

Das Ergebnis unseres Projekts ist eine Mappe, die allen zukünftigen Parisfahrten Anregungen und nützliche Informationen geben soll. Bildmaterial zu den einzelnen Themen liegt in Form eines USB Sticks bei.

(ja, wo)

Parisfahrt2019

Unterwegs im Marais: Place des Vosges - auf den Spuren von Victor Hugo (Foto: Wolf)

Programm:

Programm

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Erlebnisbericht:

Anlässlich der am Megina Gymnasium stattfindenden Projektwoche traten die drei Französisch Kurse der Jahrgangsstufe 12 eine Reise nach Paris an, die sich vom 14.06. bis zum 17.06.2019 erstreckte. Die insgesamt 22 Schülerinnen und Schüler wurden von Frau Jansen (Grundkurs) und Frau Wolf (Leistungskurs) als zuständigem Lehrpersonal begleitet. Der Transfer erfolgte per Zug und ging ohne größere Komplikationen vonstatten. Die sich im Marais befindende Unterkunft (MIJE Maubuisson, 12, rue des Barres) zeichnete sich insbesondere durch die gute Lage aus. Von kulturell bedeutenden Standorten wie der gotischen Kathedrale Notre-Dame de Paris oder dem Haus, welches der französische Nationaldichter Victor Hugo (1802-1885) eine Zeit lang bewohnte, trennte uns nur ein kurzer Fußweg. Ein Anschluss an die Pariser Métro war ebenfalls vorhanden, was die Fortbewegung erheblich erleichterte. Nichtsdestotrotz legten wir viele Strecken zu Fuß zurück, was sich als die beste Möglichkeit, das Pariser Stadtleben authentisch und ungefiltert kennenzulernen, herausstellte. Auf diese Art konnten wir beliebte Sehenswürdigkeiten wie den Arc de Triomphe, die Pyramide des Louvre oder Sacré Coeur von Nahem betrachten und zudem mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt treten.
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass wir in Montmartre mit zum Teil selbst mitgebrachten Instrumenten und der Kraft unserer Stimmen eine kleine musikalische Einlage gaben, die uns vor Ort Aufmerksamkeit und damit einhergehende interessante Gespräche und Bekanntschaften einbrachten.
Insgesamt hinterließen vor allem die schier endlosen Ströme bestehend aus den unterschiedlichsten Menschen in der Pariser Innenstadt einen bleibenden Eindruck. Die internationale Bedeutung der Stadt als einer der weltweit wichtigsten Zentren ging hieraus deutlich hervor.
Die gigantische Anzahl an Menschen führte bei mir zu einer gänzlich neuen Einordnung und Bewertung meiner eigenen Existenz. Es fand eine regelrechte Entindividualisierung statt, die in einem Gefühl von Zugehörigkeit zu einer anonymen Masse, eines gesichtslosen Stroms resultierte. Eigene Bedürfnisse, Sorgen und dergleichen erschienen bedeutungslos angesichts der Masse an Geschichten, individuellen Schicksalen und Wünschen, die im Menschenstrom aufeinandertrafen und eins wurden. In meinen Gedanken entstand das symbolische Bild eines Mosaiks, welches ebenfalls aus unzählig vielen und winzig kleinen Teilen besteht und sich letztendlich aus der Einzigartigkeit jedes einzelnen zusammensetzt. Exakt dieses Gefühl von Zugehörigkeit zu etwas Größerem, ließ die eigene Persönlichkeit mit denen der anderen verschmelzen und breitete sich in mir aus beim Anblick des vermeintlich homogenen Menschenstroms, der jedoch in Wahrheit heterogener kaum sein konnte.
Außerdem führte der Kontakt mit diesen Menschen zu einer ansteigenden Empathie und einem erhöhten Toleranzvermögen. Nur in der Masse, nur als Teil des Mosaiks, wird einem richtig bewusst, wie irrelevant Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, soziale Stellung und religiöse, sowie ethnische Zugehörigkeit tatsächlich sind und dass nur die Menschlichkeit zählt und dass das bloße Menschsein, uns im tiefsten Wesen miteinander unzertrennlich verbindet. Vor diesem Hintergrund boten jedoch leider die in einer Großstadt notwendigerweise vorherrschenden extremen Kontraste und Gegensätzlichkeiten, die als Folge aus einer kapitalistischen Weltordnung hervorgehen, einen schmerzhaften Anblick. Dass die Straßen der Champs-Elysées zwischen Filialen von Hugo Boss und Louis Vuitton von Obdachlosen bevölkert wurden, führte mir die Herzlosigkeit und Ungerechtigkeit der leistungsorientierten Gesellschaft drastisch vor Augen und verdeutlicht die Sinnlosigkeit des Einteilens von Menschen in bestimmte Klassen, was uns nur immer weiter vom ursprünglichen gemeinsamen Kern des Menschseins wegführt und uns somit von unserer eigenen Natur entfremdet. Egoistische Interessen, gegenseitige Ausbeutung und Grausamkeit; so sollten die Menschen niemals miteinander umgehen!
Eine willkommene Abwechslung von diesem belebten Stadtleben stellte der Aufenthalt im Parc des Buttes-Chaumont dar. Die Grünfläche eignete sich hervorragend für eine entspannende Wanderung und kontrastierte ebenfalls mit der Hektik der Pariser Innenstadt. Die Schönheit der Natur wurde mir hierbei vor Augen geführt und ihre Wichtigkeit für den Menschen als ein aus ihr hervorgehendes Geschöpf. Bei intensivem Nachdenken gelangte ich zu der Erkenntnis, dass Mensch, Natur und Schöpfer eins sind. Der Aufenthalt in Paris ging folglich mit vielen anthropologischen Überlegungen einher, die durch die unendlichen äußeren Reize und Einflüsse visueller und audiotiver Natur ausgelöst wurden, zumal die Reise auch den Zusammenhalt der einzelnen Schüler und Lehrer untereinander stärkte und auch hierbei den humanistischen Grundgedanken widerspiegelte. Dies äußerte sich vor allem in den gemeinsam verbrachten Abend vor der Abreise in einer Pariser Bar.
Die gesamte schöpferische Macht des Menschen offenbarte sich uns beispielsweise im Laufe einer Schiffstour auf der Seine. Aus nächster Nähe konnten wir Meisterwerke der Kunst und Architektur erblicken, wie die Pont Neuf oder den Eiffel-Turm. Letztgenannten später in der Nacht leuchten zu sehen, stellte für viele von uns den Höhepunkt der Reise dar.
Im Panthéon wurde ich eines physikalischen Wunderwerkes ansichtig, dem Foucaultschen Pendel, mit dessen Hilfe ohne Bezug auf Beobachtungen am Himmel die Erdrotation nachgewiesen werden konnte. Darüber hinaus erhielt ich dort Zugang zu den Grabstätten der großen französischen Aufklärungsphilosophen Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) und Voltaire (1694-1778), was einen der für mich persönlich schönsten Momente der Reise darstellte.
Meine Ehrfurcht vor den Größen und Genies in Wissenschaft und Kunst, erreichte beim Anblick dieser zahlreichen, von Menschen erschaffenen Wundern, unbeschreibliche Ausmaße. Dazu beigetragen haben auch die von allen Schülern vor Antritt der Reise angefertigten Vorträge über berühmte Pariser Sehenswürdigkeiten und Persönlichkeiten wie dem Eiffel-Turm und Victor Hugo, die jeden Morgen vorgetragen wurden, um einen bildungstechnischen Mehrwert zu bieten und über Entstehung und Hintergründe der zuvor thematisierten Genialitäten zu informieren. Dies empfand ich als sehr interessant und dementsprechend auch sinnvoll.
Ebenso positiv zu vermerken sind die zahlreichen Freiheiten, die uns abseits des zuvor in allgemeiner Absprache festgelegten und verpflichtenden Programmes gewährt wurden. So stand uns beispielsweise ein vollständiger Nachmittag zur individuellen Gestaltung zur Verfügung und ermöglichte uns somit tiefere Einblicke in Geschichte, Tradition, Leben und Besonderheiten dieser wunderschönen und einzigartigen Stadt.
Wenngleich die Reise aufgrund der weit zurückgelegten Fußwege und der überwältigenden Anzahl an ungewohnten Eindrücken als anstrengend und herausfordernd einzustufen ist, so geht sie dennoch als unvergesslicher und in dieser Konstellation nicht zu wiederholender Zeit in unsere Erinnerung ein. Paris hat mich mehr über den Menschen und dessen wahre Natur gelehrt, als es jemals ein Buch könnte.
Enden möchte ich diesen Bericht mit einem Dank an alle, die diese Reise zum einen überhaupt ermöglicht und zum anderen zu ihrer Schönheit maßgeblich beigetragen haben.

"Wenn der liebe Gott sich im Himmel langweilt, dann öffnet er das Fenster
und betrachtet die Boulevards von Paris."
Heinrich Heine
Gezeichnet: Ein Mensch!