Besuch in Uherske Hradiste

Eine Woche in Tschechien brachte eine Vielzahl von unvergesslichen Eindrücken

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Der Besuch der Mayener Delegation in Uherske Hradiste - seit 20 Jahren Partnerstadt von Mayen -, führte uns vom 22.-25.10.2013 in unser Nachbarland Tschechien.

 

Unsere Delegation wurde angeführt von Herrn Bürgermeister Rolf Schumacher, der inzwischen mehrfach in Uherske Hradiste war und sich sehr für diese Partnerschaft einsetzt. Als Vertreterin des Bernardshofs, der bereits eine Schülergruppe nach Tschechien entsenden konnte, nahm Frau Regina Freisberg teil, die Leiterin der UNESCO-Schule. Als Vertreter des Megina-Gymnasiums beteiligten sich Herr Rainer Feige und Herr Michael Sexauer.
Uherske 2Die Besichtigung der Stadt zeigte uns einen Ort, der in vielem mit Mayen vergleichbar ist. Niederschläge der langen Geschichte sind an vielen Ecken zu spüren. Hier ist z.B. die Besonderheit zu nennen, dass Uherske Hradiste über zwei zentrale Plätze verfügt, um die sich das städtische Leben dreht. Die Jesuiten, die im Umfeld des Dreißigjährigen Kriegs nach Uherske Hradiste kamen, hinterließen bedeutende Bauten wie das ehemalige Jesuitenkolleg, die Barockkirche des Hl. Franziskus Xaverius und das Gebäude des ehemaligen Gymnasiums, der Reduta, die heute als Museum und Veranstaltungsort genutzt wird. Das Umland, die Mährische Slowakei, ist eher ländlich geprägt. Besonderheit der Landwirtschaft hier ist die Vielzahl von Winzern im direkten Umfeld der Stadt. Uherske Hradiste hat die Funktion eines Zentrums für das Umland, ist aber – ähnlich wie Mayen – nicht der Sitz der Bezirksverwaltung. Vergleichbar sind auch die Zahl der Einwohner und die Herzlichkeit, mit der wir begrüßt wurden.Uherske 3

Zentrale Veranstaltung unseres Besuchs war die Konferenz unter der Fahne der Europäischen Union. Sie bildete den Abschluss eines mehrjährigen Programms, das Kommunen aus Tschechien, Großbritannien, Italien und Deutschland mit dem Ziel, voneinander zu lernen, zusammenbrachte. Drei Themen wurden präsentiert. Neben Tourismus und Kultur, wofür Uherske Hradiste vor allem mit Priverno in Italien kooperierte und kommunale Planung und Entwicklung, wobei der Austausch mit Bridgwater in Großbritannien im Mittelpunkt stand, ist der Austausch mit Mayen auf die Bildung ausgerichtet.

Uherske 4So führte uns unser Weg am Freitag in drei Schulen in der Trägerschaft der Stadt Uherske Hradiste. Im Vordergrund stand der Besuch im Gymnasium, das ähnlich wie das Megina-Gymnasium auf eine über hundertjährige Geschichte schaut. Nach der herzlichen Begrüßung durch den Schulleiter Herrn Dr. Botek fand ein Gespräch mit der erweiterten Schulleitung statt, die die Modalitäten eines Austauschprogramms thematisierte. Beide Seiten vereinbarten den Plan, voraussichtlich schon im Frühjahr 2014 mit einem Besuch einer deutschen Schülergruppe in Uherske Hradiste diesen Austausch zu beginnen. Die Besichtigung der Schule zeigte unserer Delegation ein modernes und anspruchsvolles Gymnasium, das auf vielen Gebieten seinen Schülern Möglichkeiten bietet, ihre Talente zu entfalten. Hier seien nur kurz die vielen Austauschprogramme der Schule genannt, die sogar einen mehrmonatigen Austausch mit Martinique in der Karibik beinhaltet. Entscheidend für die Struktur des Gymnasiums ist die Aufnahmeprüfung, die man als 10 oder 11-jähriger ablegen muss, um einen Platz am Gymnasium zu bekommen. Das Ergebnis entscheidet dann darüber, wer einen der 56 Plätze bekommt, die die Schule nur anbieten darf. Damit ergibt sich für Uherske Hradiste eine Gymnasialübertrittsquote von 6-8%. Dass die Zahlen für Prag bereits bei ca. 25% liegen, zeigt vielleicht die Entwicklung, die auch das Gymnasium in Uherske Hradiste beschreiten muss und die deutsche Gymnasien momentan schon aus eigener Erfahrung kennen. Hervorzuheben ist neben der großzügigen Architektur der Schule, die immer noch erweitert wird (Eröffnung der Kantine Februar 2014) die gute technische Ausstattung. Sehr viele Räume verfügen über Active-Boards, Beamer und andere Technik, mit deren Hilfe ein großer Teil des von uns besuchten Unterrichts gehalten wurde.

Andere Schulen, die wir besuchten, ließen das große Bemühen erkennen, spezielle Talente der Schüler zu fördern. So konnte die Sportovni Skola, eine Schule für 6 bis 15jährige Schüler mit Sport-Schwerpunkt, stolz darauf verweisen, dass der Fußballer Miroslav Kadlec, der auch in Deutschland einen hervorragenden Ruf genießt, diese Schule durchlaufen hat. Die Handelsakademie Uherske Hradiste machte ebenfalls einen sehr guten, modernen Eindruck. Hier wurde unserer Delegation u.a. eine Schülerfirma vorgestellt, deren Arbeit und Produkt (Aufrolldöschen für Kopfhörerkabel) landesweit prämiert wurde.

Die Rückfahrt in das knapp 1000 km westlich gelegene Mayen beendete eine ereignisreiche Woche, in der wir vieles sehen und lernen konnten. Im Gedächtnis werden nicht nur die vielen Bilder und Orte bleiben, die wir erleben durften, sondern vor allem auch die Menschen vor Ort, deren Gastfreundschaft und Engagement letztlich den Kern einer europäischen Freundschaft zwischen einer deutschen und einer tschechischen Stadt darstellen und auf deren erneuten Gegenbesuch wir uns schon jetzt freuen.

Rainer Feige, 31.10.2013